Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Jeder Mensch ist einzigartig und unterscheiden uns nicht nur in äußeren Merkmalen, Haarfarbe,
Augenfarbe, wie auf diesem Bild, sondern auch in inneren Merkmalen, auch in unserer Anfälligkeit
für Erkrankungen. Viele dieser äußeren, aber auch der inneren Faktoren sind genetisch bedingt,
das heißt sie sind in unserer Erbsubstanz gespeichert. Die DNA, der Träger unserer
Erbsubstanz, ist ein sehr großes Molekül. Ich habe hier einen Vergleich mit einer Bibliothek
mitgebracht und diese Bibliothek besteht aus 3.000 Büchern und aus 1.000 Büchern. In jedes
Buch besteht aus 1.000 Seiten und jedes Buch besteht aus 3.000 Buchstaben. Das macht 3 Milliarden
Buchstaben und das entspricht auch der Größe unseres Erbkutts. Und es reicht manchmal, dass ein
einzelner Buchstabe verändert ist, um ein Merkmal auszuprägen, also förmlich die Nadel im Heuhaufen.
Nun, diese Entschlüsselung des Genoms war ein ganz wichtiger Meilenstein für die Aufklärung
der Erbinformation und dafür hat das Humangenom-Projekt ganz wesentlich beigetragen.
Zwischen 1990 und 2003 hat dieses Projekt daran gearbeitet, die Aufklärung der Humanen,
DNA-Sequenz zu vollbringen. Sie sehen hier auf dem Foto Präsident Clinton aus den USA mit zwei der
führenden Wissenschaftler aus dem Internationalen Konsortium, die maßgeblich an dieser Studie
mitgewirkt haben. Ziele waren neben der Aufklärung der DNA-Sequenz, die Weiterentwicklung der
Technologie zur Verbesserung der Diagnostik, aber auch zur Aufklärung der Pathomechanismen,
also der Faktoren der Krankheitsentstehung mit dem letztendlichen Ziel, neue Therapieansätze
für genetisch bedingte Erkrankungen zu entwickeln. Wir haben in dem Projekt auch gelernt, dass die
Unterschiedlichkeit der Menschen auch daher kommt, dass wir uns in den Einzelbausteinen,
in diesen drei Milliarden Basen unterscheiden. Und wir haben gelernt, dass es einzelne Unterschiede
gibt, zum Beispiel dieser Proband hat an der Stelle ein G, während dieser Proband an der Stelle ein A
hat. Also so kleine Unterschiede, ich sage immer, kleine Webfehler in der Erbssubstanz. Und die sind
sehr häufig. Etwa jeder tausendste Basenpaar, jeder tausendste Baustein ist polymorph, das heißt,
er kommt unterschiedlich vor. Und jeder von uns hat etwa zehn Millionen solcher Polymorphismen im
menschlichen Erbkod. Nun, was sind die Anwendungen dieser Unterschiedlichkeit in der Genetik und
welche Rolle spielt das in der Medizin? Wir unterscheiden zwei wichtige Gruppen von Erkrankungen.
Einerseits die monogenen Erkrankungen, das sind die Erkrankungen, die durch einen einzelnen
Gendefekt bedingt sind. Ein einzelner Buchstabe reicht aus, um das Merkmal, in diesem Falle die
Erkrankung auszulösen. Die sind in der Regel selten, aber der Vorhersagewert eines Gentests ist sehr
hoch, das heißt, wenn wir diese Veränderung nachweisen, können wir etwas über die Krankheitsvorhersage
aussagen. Diese Erkrankungen, für diese Erkrankungen haben wir meistens noch keine Therapie, so dass wir
im Moment hier begrenzt sind auf eine Diagnostik, aber das ist auch schon sehr hilfreich. Dagegen
grenzen wir ab, die sogenannten komplexen Erkrankungen, die häufig sind, die sogenannten
Volkskrankheiten und diese werden bedingt durch mehrere genetische, aber auch durch nicht genetische
Dispositionsfaktoren, wir sprechen üblicherweise von Umweltfaktoren. Hier ist die diagnostische
Aussagewert von Gentests geringer, weil hier im Wesentlichen die Genetik nur eine Risikomodifikation
vornimmt. Für diese Erkrankung ist hingegen häufig eine Therapie möglich und die Frage ist natürlich,
welchen Wert die Genetik für diese Therapieentscheidung hat. Ich werde heute in meinem Vortrag mich auf die
monogenen Erkrankungen beschränken. Im nächsten Referat nächste Woche wird Frau Kollegin Hülfmayr
Ihnen was über die komplexen Erkrankungen erzählen. Die monogenen Erkrankungen sind jede für sich
selten, wie ich schon sagte. Hier einige Beispiele, der erbliche Veitstanz, Tikoriya Huntington ist mit
1 auf 20.000 eher selten, die Mukoviszidose oder auch zystische Fibrose genannt, ist schon mit 1 auf
2.000 neu geboren und etwas häufiger. Das fragile X-Syndrom, die zweithäufigste Form der geistigen
Behinderung mit 1 auf 1.500, ähnlich häufig. Hingegen ist die Hemokromatose, eine Eisensprecherkrankheit
oder der erbliche Darmkrebs oder der erbliche Brustkrebs mit etwa 1 auf 400 bzw. 1 auf 300 schon
deutlich häufiger. Jede für sich selten, in der Summe aber häufig. Hier habe ich aufgetragen,
wie die Summe der monogenen Erkrankungen in der Prävalenz, das heißt in der Häufigkeit,
in der allgemeinen Bevölkerung vorkommt, nämlich mit 1%. Störungen der Chromosomen, also der großen
DNA-Pakete, sage ich mal 0,8% und angeborene Fehlbildungen, die relativ häufig auch genetisch
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:35 Min
Aufnahmedatum
2011-10-20
Hochgeladen am
2012-02-22 14:22:57
Sprache
de-DE
Die Stellung einer möglichst eindeutigen Diagnose ist eine wichtige Voraussetzung für die Einleitung einer gezielten Therapie und für eine fundierte Beratung und Prognose. Neben der sorgfältigen Erhebung der Anamnese und des klinischen Befundes stützt sich der Arzt dabei auf zahlreiche bildgebende und laborbasierte Untersuchungen. Durch die Entschlüsselung der Sequenz des menschlichen Genoms gelang der genetischen Forschung die Aufklärung der Ursachen zahlreicher genetisch bedingter Erkrankungen. Darunter sind über 2.000 Erkrankungen mit Einzelgendefekten mit hoher Penetranz, aber auch zunehmend von genetischen Risikofaktoren, die bei den häufigen Volkskrankheiten mit komplexer Vererbung eine Rolle spielen. Der Vortrag wird beispielhaft aufzeigen, welchen Einfluss diese neuen Erkenntnisse für das Verständnis der Krankheitsentstehung und deren Diagnostik in der modernen Medizin haben.