1 - Genetische Diagnostik in der modernen Medizin [ID:2121]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Jeder Mensch ist einzigartig und unterscheiden uns nicht nur in äußeren Merkmalen, Haarfarbe,

Augenfarbe, wie auf diesem Bild, sondern auch in inneren Merkmalen, auch in unserer Anfälligkeit

für Erkrankungen. Viele dieser äußeren, aber auch der inneren Faktoren sind genetisch bedingt,

das heißt sie sind in unserer Erbsubstanz gespeichert. Die DNA, der Träger unserer

Erbsubstanz, ist ein sehr großes Molekül. Ich habe hier einen Vergleich mit einer Bibliothek

mitgebracht und diese Bibliothek besteht aus 3.000 Büchern und aus 1.000 Büchern. In jedes

Buch besteht aus 1.000 Seiten und jedes Buch besteht aus 3.000 Buchstaben. Das macht 3 Milliarden

Buchstaben und das entspricht auch der Größe unseres Erbkutts. Und es reicht manchmal, dass ein

einzelner Buchstabe verändert ist, um ein Merkmal auszuprägen, also förmlich die Nadel im Heuhaufen.

Nun, diese Entschlüsselung des Genoms war ein ganz wichtiger Meilenstein für die Aufklärung

der Erbinformation und dafür hat das Humangenom-Projekt ganz wesentlich beigetragen.

Zwischen 1990 und 2003 hat dieses Projekt daran gearbeitet, die Aufklärung der Humanen,

DNA-Sequenz zu vollbringen. Sie sehen hier auf dem Foto Präsident Clinton aus den USA mit zwei der

führenden Wissenschaftler aus dem Internationalen Konsortium, die maßgeblich an dieser Studie

mitgewirkt haben. Ziele waren neben der Aufklärung der DNA-Sequenz, die Weiterentwicklung der

Technologie zur Verbesserung der Diagnostik, aber auch zur Aufklärung der Pathomechanismen,

also der Faktoren der Krankheitsentstehung mit dem letztendlichen Ziel, neue Therapieansätze

für genetisch bedingte Erkrankungen zu entwickeln. Wir haben in dem Projekt auch gelernt, dass die

Unterschiedlichkeit der Menschen auch daher kommt, dass wir uns in den Einzelbausteinen,

in diesen drei Milliarden Basen unterscheiden. Und wir haben gelernt, dass es einzelne Unterschiede

gibt, zum Beispiel dieser Proband hat an der Stelle ein G, während dieser Proband an der Stelle ein A

hat. Also so kleine Unterschiede, ich sage immer, kleine Webfehler in der Erbssubstanz. Und die sind

sehr häufig. Etwa jeder tausendste Basenpaar, jeder tausendste Baustein ist polymorph, das heißt,

er kommt unterschiedlich vor. Und jeder von uns hat etwa zehn Millionen solcher Polymorphismen im

menschlichen Erbkod. Nun, was sind die Anwendungen dieser Unterschiedlichkeit in der Genetik und

welche Rolle spielt das in der Medizin? Wir unterscheiden zwei wichtige Gruppen von Erkrankungen.

Einerseits die monogenen Erkrankungen, das sind die Erkrankungen, die durch einen einzelnen

Gendefekt bedingt sind. Ein einzelner Buchstabe reicht aus, um das Merkmal, in diesem Falle die

Erkrankung auszulösen. Die sind in der Regel selten, aber der Vorhersagewert eines Gentests ist sehr

hoch, das heißt, wenn wir diese Veränderung nachweisen, können wir etwas über die Krankheitsvorhersage

aussagen. Diese Erkrankungen, für diese Erkrankungen haben wir meistens noch keine Therapie, so dass wir

im Moment hier begrenzt sind auf eine Diagnostik, aber das ist auch schon sehr hilfreich. Dagegen

grenzen wir ab, die sogenannten komplexen Erkrankungen, die häufig sind, die sogenannten

Volkskrankheiten und diese werden bedingt durch mehrere genetische, aber auch durch nicht genetische

Dispositionsfaktoren, wir sprechen üblicherweise von Umweltfaktoren. Hier ist die diagnostische

Aussagewert von Gentests geringer, weil hier im Wesentlichen die Genetik nur eine Risikomodifikation

vornimmt. Für diese Erkrankung ist hingegen häufig eine Therapie möglich und die Frage ist natürlich,

welchen Wert die Genetik für diese Therapieentscheidung hat. Ich werde heute in meinem Vortrag mich auf die

monogenen Erkrankungen beschränken. Im nächsten Referat nächste Woche wird Frau Kollegin Hülfmayr

Ihnen was über die komplexen Erkrankungen erzählen. Die monogenen Erkrankungen sind jede für sich

selten, wie ich schon sagte. Hier einige Beispiele, der erbliche Veitstanz, Tikoriya Huntington ist mit

1 auf 20.000 eher selten, die Mukoviszidose oder auch zystische Fibrose genannt, ist schon mit 1 auf

2.000 neu geboren und etwas häufiger. Das fragile X-Syndrom, die zweithäufigste Form der geistigen

Behinderung mit 1 auf 1.500, ähnlich häufig. Hingegen ist die Hemokromatose, eine Eisensprecherkrankheit

oder der erbliche Darmkrebs oder der erbliche Brustkrebs mit etwa 1 auf 400 bzw. 1 auf 300 schon

deutlich häufiger. Jede für sich selten, in der Summe aber häufig. Hier habe ich aufgetragen,

wie die Summe der monogenen Erkrankungen in der Prävalenz, das heißt in der Häufigkeit,

in der allgemeinen Bevölkerung vorkommt, nämlich mit 1%. Störungen der Chromosomen, also der großen

DNA-Pakete, sage ich mal 0,8% und angeborene Fehlbildungen, die relativ häufig auch genetisch

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:28:35 Min

Aufnahmedatum

2011-10-20

Hochgeladen am

2012-02-22 14:22:57

Sprache

de-DE

Die Stellung einer möglichst eindeutigen Diagnose ist eine wichtige Voraussetzung für die Einleitung einer gezielten Therapie und für eine fundierte Beratung und Prognose. Neben der sorgfältigen Erhebung der Anamnese und des klinischen Befundes stützt sich der Arzt dabei auf zahlreiche bildgebende und laborbasierte Untersuchungen. Durch die Entschlüsselung der Sequenz des menschlichen Genoms gelang der genetischen Forschung die Aufklärung der Ursachen zahlreicher genetisch bedingter Erkrankungen. Darunter sind über 2.000 Erkrankungen mit Einzelgendefekten mit hoher Penetranz, aber auch zunehmend von genetischen Risikofaktoren, die bei den häufigen Volkskrankheiten mit komplexer Vererbung eine Rolle spielen. Der Vortrag wird beispielhaft aufzeigen, welchen Einfluss diese neuen Erkenntnisse für das Verständnis der Krankheitsentstehung und deren Diagnostik in der modernen Medizin haben.

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